Ankommen in Rishikesh
Nun war es soweit, ich hatte mich endlich für eine Yogaschule in Rishikesh entschieden. Aber zuerst: Warum Rishikesh? Ganz einfach, es ist die Geburtsstadt des Yoga in Indien und ist nicht subtropisch heiss, wie all die anderen Ort, an denen im Februar / März Blockausbildungen angeboten werden. Ich kannte die Hitze von Zentralamerika und Asien im März von meinen Reisen nur zu gut und wusste, dass ich damit nicht klar komme! Vor allem nicht, wenn ich körperliche und geistige Höchstleistungen bringen muss und ja das muss man bei einem Yogateacher Training (auch in Indien!). Ich entschied mich also für die Schule Rishikesh Yog Sansthan, weil ein Freund dort einen Lehrer so toll fand. Der Lehrer heisst Vijeth, ist Philosophie Lehrer und wirklich einfach grosse klasse! Aber dazu später.
So ein 200-stündiges Yogateacher Training dauert vier Wochen, wenn man es am Stück absolviert. Worauf ich mich da einlasse, dass ich vier Wochen in Indien leben würde und wie das alles wird, habe ich mir vorher nicht genau überlegt, obwohl ich sonst sehr durchdacht bin!
Mein Flug ging direkt über New Delhi nach Dehradun, wo ich von einem Mitarbeiter der Schule abgeholt wurde. Er telefonierte die lange Fahrt über und ich bekam an der ein oder anderen Kreuzung fast einen Herzstillstand, aber irgendwie ging immer alles gut. Ich kannte die Fahrweise aus Sri Lanka und versuchte nicht so beeindruckt zu wirken. Ich sass vorn!
Angekommen in der Schule, begrüsste mich ein weiterer Mitarbeiter und zeigte mir mein, offenbar soeben fertig gestelltes, Zimmer. Ein Bett, ein Schrank, ein kleines Bad (Indian Style). Alles roch frisch gestrichen. Dass bislang nur zwei Zimmer in der Schule fertig gestellt sind, erfuhr ich erst später, als ich mich auf dem Dach der Schule, erkundigte, wo die anderen Schüler sind. Das Dach war eine komplette Baustelle und man meinte, bis übermorgen, wenn der Unterricht beginnt, sei alles fertig. Ich staunte und zweifelte eine Weile, überhaupt in der richtigen Schule gelandet zu sein. Die Homepage hatte grasgrünes Plateau mit Aussicht in die Bergwelt gezeigt. Hier sah ich nur Rishikesh Stadt. Man erklärte mir, das wäre eine neue Location für Retreats. Ich konnte nichts tun und lernte sogleich meine erste Yoga-Lektion: Nimm die Dinge wie sie kommen, du kannst sie eh nicht ändern. Annehmen!
Ich nahm meine ersten Mahlzeiten auf dem Boden sitzend, mit den Fingern essend und vor dem Essen betend, zu mir, mit meiner zukünftigen Anatomie und Methodologie-Lehrerin Amu und einem Schüler aus der vorherigen Runde. Der strahlte eine extreme Ruhe, Achtsamkeit und Weisheit aus. Ich staunte: würde ich auch so sein in vier Wochen? Amu verstand ich kaum, muss mich wohl erst an das indische Englisch gewöhnen. Im Job schrieb ich den Indern nur noch Mails, weil das dort auch so war.
Eingewöhnen in Rishikesh
Nach und nach kamen die anderen Yogalehrlinge, sie waren aus Bulgarien, Ungarn, England, U.S.A., eine Russin, die in Korea lebt, Thailand, Ukraine, eine Griechin, die es nicht länger in Bangladesh aushielt und sogar eine Inderin. Wir waren nur 11 Teilnehmer, das war eines meiner wichtigsten Selektionskriterien für die Schule: nicht zu viele Teilnehmer! Ich wollte lieber im kleinen Kreis lernen und nicht in einer Masse! Es waren sogar zwei Männer dabei! Am Tag vor dem Start hatte ich noch etwas Zeit Rishikesh unsicher zu machen, es ist erstmal ein kleiner Kulturschock, aber irgendwie auf eine schöne Art. Alles ist so farbenfroh und freundlich, überall läuft laute Musik und es wird viel Ramsch verkauft. Aber das Beste, die Stadt ist einfach nur YOGA! Alle reden von Yoga, alle üben Yoga, alle ernähren sich gesund, Rishikesh ist frei von Fleisch, Alkohol und Tabak, überall dudelt Yogamusik. Ich war hin und weg! Die Wege von der Schule ins Stadtzentrum waren recht lang, ca. 2 km zu Fuss. Das wäre nicht schlimm, nur fehlte später die Zeit diesen Weg öfters zu gehen.
Yoga teacher Training – Asana Stunden
Mimi unsere amerikanische Asana (Körperübungen) Lehrerin stellt sich mit den Worten vor: I am a military child…. den militärischen Drill hat sie vor allem in der ersten Woche an uns ausgelebt. Sie meinte, wir müssten stärker werden, vor allem in der Körpermitte! Wir praktizierten jeden Tag 3 Stunden Asanas und das für vier Wochen! In der ersten Woche waren es sehr einfache Übungen, die jede Woche schwieriger wurden. Am zweiten Tag fingen wir direkt an zu unterrichten. Sie meinte, je früher, desto besser! Hier kam mir definitiv meine Aerobictrainer Ausbildung zu gute und die vielen Bauch-Beine-Po Stunden, die ich in den Dresdner Fitness Studios gab. Aber Mimis Asana Stunden beinhalteten auch chanting, so sangen wir den Sonnengruss jeden Tag gefühlte 100 mal. Ausserdem praktizierten wir lange Pranayama (Atemübungen) Sessions, die mich mit einer kommenden Erkältung zunehmend störten. Und bald schon standen wir Kopf.
Wie es weiter geht liest du in Teil 2…